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1965,
Klasse 8a |
"1958 begann man mit dem
Unterrichtstag in der Produktion (UTP). Später wurden fast alle Betriebe im Raum Bad
Köstritz auf verschiedene Art und Weise einbezogen.
Die Schüler gingen zunächst
einmal in der Woche in die MEWA (heute: Stahlo). Eine Werkstatt war
dafür hergerichtet worden. Jeder Schüler hatte einen Arbeitsplatz mit
einem Schraubstock und erwarb dort Grundfertigkeiten in der
Metallbearbeitung. Gearbeitet wurde in der Abteilung zur Herstellung von
Aschekisten. Dort waren Maschinen zur mechanischen Bearbeitung, die per
Hand bedient wurden, und zwar zum Schneiden, Biegen und Abkanten der
Bleche. Zusammengefügt wurde alles per Hand und dann punktgeschweißt. |
Ein Jahr später begann
die erste 9. Klasse auch mit dem UTP im Chemiewerk. Dieser
Unterrichtstag hat sich in den folgenden Jahren recht gut entwickelt,
und es spielte sich folgendes ein:
Am Tag der Produktion gab es einen theoretischen und einen praktischen
Teil. Im Unterricht sprach man über den Aufbau der Betriebe und
übermittelte theoretische Kenntnisse über die Funktion von Maschinen
bis hin zur Elektronik. Bei der praktischen Tätigkeit wurden die
Schüler an die produktive Arbeit herangeführt. Das sah in den
einzelnen Schuljahren ungefähr so aus: |
Klasse
7: Theorie in einem Kabinett in der MEWA, Praxis in einer
Werkstatt des gleichen Betriebes.
Klasse 8: Theorie im gleichen Kabinett, Praxis in einem
Teilbetrieb der Mewa in Gera/Langenberg. Dort war eine
Schülerproduktion eingerichtet worden, und zwar die Montage von
Klappspaten. Sie waren für den lnlandbedarf, den Export und die
Armee.
Klasse 9 und 10: Für den theoretischen Unterricht hatte man ein
ordentliches Kabinett eingerichtet, das immer ergänzt und
modernisiert wurde.
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Zuletzt war es mit Computern ausgerüstet. Als die Wende kam und
der UTP in den Betrieben nicht mehr gefragt war, übergab der
Betrieb der Schule die gesamte Ausrüstung. So war unsere Schule
nach 1989 eine der ersten im Kreis mit einem Computerkabinett.
Zur Produktionsarbeit waren die Schüler im Betrieb verteilt und
halfen unter Anleitung der Werktätigen bei den verschiedensten
Arbeiten mit." Rudi
Schmalfuß: Chronik der Schule Bad Köstritz
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Seit Jahrhunderten
forderten fortschrittliche Denker, Philosophen, Pädagogen, ..., die
Ausbildung einer harmonischen Persönlichkeit, einer Persönlichkeit,
die über intellektuelle und polytechnische Fähigkeiten verfügt. Diese
allseitig gebildete Persönlichkeit, die gesellschaftliche Prozesse
verstehen und beeinflussen kann im Bereich der Geisteswissenschaften und
der materiellen Produktion, schwebte ihnen als Idealbild vor. Auf dem
Gebiet der DDR startete nach 1958 der Versuch, diese Einheit zu
realisieren mit den Unterrichtsfächern UTP (Unterrichtstag in der
Produktion) und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion).
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G. Pechmann 1963 mit
Schülern im Chemiewerk Bad Köstritz |
"Das Bild ist entstanden in
der Werkstatt im Chemiewerk. Sie war nur für den UTP-Unterricht in
einer Baracke am Rande des Betriebsgeländes eingerichtet worden. Hier
wurden Schüler der 7. Klassen in das Handwerk eines Schlossers
eingeführt und lernten die Grundlagen der Metallbearbeitung kennen und
üben. Als fachliche Betreuer waren die Schlosser Schwarz und van der
Heyd tätig. Zwar wurden manche Kleineisenteile produziert, aber es war
nicht der Schwerpunkt in dieser Klassenstufe. Erst die 8. Klassen wurden
im Chemiewerk in der Produktion eingesetzt.
Wie die Schüler damals den UTP-Unterricht sahen? Für sie war das eine
ganz andere Art Unterricht, weg vom Klassenzimmer in die Praxis der
Arbeit. Sie waren in der Regel dabei, etwas zu lernen und sich
Fertigkeiten anzueignen. Ich könnte mich nicht erinnern, dass es
Schwierigkeiten mit den Kindern gab. Eine nützliche Sache war der
UTP-Unterricht auf alle Fälle und half auch den Schülern bei der
späteren Berufswahl weiter." Gerd Pechmann
2005
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Polytechnik
1963 |
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Die allgemeinbildende
polytechnische Oberschule und das Fach "Produktive Arbeit " in
der DDR |
Die Verbindung von Schule und Betrieb, die Einbindung der Schüler in
den Betriebsablauf und damit die Übertragung von Verantwortung für das
geschaffene Produkt führte zur Herausbildung von Eigenschaften wie
Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Sauberkeit, Exaktheit, Zuverlässigkeit
sowie zu sorgsamem Umgang mit Material und Produktionsinstrumenten im
Arbeitsprozess.
Solide und anwendungsbereite Kenntnisse, Fertigkeiten und Gewohnheiten
wurden zur Grundlage für die spätere Berufsausbildung.
"Schafft ja nicht die Polytechnik ab, sie gehört mit zu dem
Besten, was ihr habt!", war die Meinung bayrischer Kollegen
und Kollegen anderer Bundesländer während und nach der Wende.
Viele der Anforderungen, die die Wirtschaft heute an einen
Schulabgänger stellt, wurden damals durch die polytechnische Arbeit
vorbereitet und realisiert. Diese Verbindung von Schule und Produktion gibt
es auf Betreiben industrieller Kreise in Anfängen auch heute wieder, weil
es ein gesellschaftliches Erfordernis ist!!!
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